Bingenbergen. Den unzähligen Hundehaufen auf den Straßen und Wegen hat die Bingenbergener Stadtverwaltung jetzt mit radikalen Mitteln den Kampf angesagt. Nach jahrzehntelangen erfolglosen Aufrufen an die Vernunft wird nun die geballte Ordnungsmacht aus dem Rathaus aufgeboten.
Hundehaufen verursachte massive Beschwerden
Selbst mit viel Aufwand angebrachte Müllautomaten und kostenlose Tüten ergaben keine deutliche Besserung, so begründet Bürgermeister Norbert Frentsche den Richtungswechsel. Hektisch wirft er hierbei gleich 2 Pillen des Beruhigungsmittels Vilaron ein. Entnervt und niedergeschlagen wirkt der 57ig-jährige nach wiederholten und unzähligen Beschwerden ausgerutschter Bingenberger, welche in letzter Zeit immer häufiger frisch stinkend im Rathaus erschienen waren. Im Gegenzug denkt der Amtsleiter mit Grausen an die Hetzjagden, denen er sich auf der Flucht vor aufgebrachten Hundebesitzern unterziehen musste, nur weil er ihnen den eigenen Dreck um die Ohren gehauen hatte. „Dabei hatten wir doch eine gültige Satzung.“
Ab sofort will die Stadt auf das bei den Autofahrern schon lange bewährte Nummernschild setzen. „Jeder Hund erhält ein deutlich aufs Fell gespritztes Kennzeichen, welches Rasse, Ortsteil und fortlaufende Nummer zeigt“, erzählt Siegbert Triplatz stolz. Für einen Collie aus der Bingenberger Innenstadt ergäbe sich so die Nummer BIG-CO 385. Ein Mops im Ortsteil Nolltbach könnte unter NLT-MP 379 zu identifizieren sein. Jetzt brauchen unsere Ordnungshüter nur noch auf der Straße bei einem Vergehen das Kennzeichen aufschreiben. Anschließend könne man dann den Besitzer per Bußgeldbescheid, ohne handgreifliche Auseinandersetzungen zu Kasse bitten. Der Großteil des eingenommenen Geldes soll direkt in die Straßenreinigung fließen, bekräftigt Nolltbach auf Anfrage.
Der Diskussion um die aufgespritzten Kennzeichen war eine andere Idee vorangegangen: Den Hunden sollte ein Nummernstempel eingepflanzt werden, der jeden Haufen markiert. Dies scheiterte auf der einen Seite aber am örtlichen Tierschutzverein, der einen Eingriff in die Privatsphäre der Hunde nicht dulden wollten. Andererseits aber weigerten sich auch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes vehement, ihre Nase so tief in die Haufen zu stecken, dass die Nummer zu lesen gewesen wäre.
Um ein Haar wäre das ganze Projekt aber zum Scheitern verurteilt worden. Ursula Belksche, Mitglied des Kultur- und Bildungsausschusses, bemerkte bei der Diskussion des Papiers in letzter Sekunde, dass sich Hunde ja im Winter und Sommer verschiedene Felle zulegen würden. „Was wird dann mit den Kennzeichen?“ Hier konnte die Stadt in einer eiligst erfolgten Vorsprache in der Landeshauptstadt die Einstufung ihres Projektes als Europäische Pionierstudie erreichen. Von der Arge werden nun für vier Jahre 1-Euro-Jobber bereitgestellt, die alle Hunde der Region zweimal jährlich neu markieren.
Die Offensive gegen die Hundehaufen hat noch einen anderen erfreulichen Nebeneffekt: Die nach Wegfall der Fußgängerzone in der Sängerstr. und der Abschaffung von Parkscheinzonen rund um den Markt nicht mehr ausgelasteten Politessen brauchen nun doch nicht in die entlegenen Stadtgebiete zu Kontrollen geschickt werden. Sie können weiter im vertrauten Marktumfeld arbeiten. „Das entlastet den Stadthaushalt um sechsstellige Ausgleichszahlungen, die wegen des weiten Weges angefallen wären“, freut sich der´Ordnungsamtschef.
Bildquelle: Stefan (alias: Eay) / www.flickr.com – (CC BY-NC-ND 2.0)