Die rabiaten Methoden der Bahn
Frau Eisenrath ist in Hamburg in den ICE gestiegen und wollte Ihre Tochter in Stuttgart besuchen. Leider hatte sie vergessen, sich rechtzeitig ein Ticket zu kaufen: Als ich das letzte mal mit dem Zug gefahren bin, im August 1951, da konnte man die Karten noch beim Schaffner kaufen, ohne Extra Gebühren.
Die Bahn fühlt sich im Recht: Frau Eisenrath weigerte sich beharrlich, für den Fahrkartenkauf im Zug die Gebühr zu zahlen, und wollte somit keine Karte bei unserem Zugbegleiter lösen. Da sie so ohne gültigen Fahrausweis unterwegs war und auch nicht bereit war, nachzulösen, haben wir sie in Hannover von der Weiterbeförderung ausgeschlossen.
Sie haben mich einfach raus geschmissen. Mitten in Hannover, wo ich keinen kenne, beschwert sich Frau Eisenrath. Fahrgäste am Bahnhof Hannover beruhigten die völlig aufgelöste Frau und gaben Ihr Nachrichten- und Satire-Magazin zum lesen. Anschließend informierten sie die Tochter per Handy.
Fahrgäste berichteten, das die 66-jährige im Zug vor allem Fahrgästen mehrmals nach Ihren Personalausweis gefragt wurde, wieder und wieder.
Das sind Methoden, wie damals im Krieg, stellte Frau Eisenrath fest und fügte mit Tränen in den Augen hinzu:das ich das in Deutschland noch mal erleben muss! Als Schwarzfahrerin hat mich die Zugschaffnerin beschimpft. Eine Frechheit! Ich bin doch keine Negerin.
Die Tochter holte sie dann mit dem Auto von Hannover ab. Ich werde sie wohl auch wieder mit dem Auto nach Hamburg bringen müssen, da sie nach dem unerhörten Vorkommnissen wohl nie wieder einen Zug betreten wird. Sie war völlig hilflos,
sie kannte die Stadt doch gar nicht., fügte die Tochter hinzu.