Im Juni will die EU über die anstehende Fusion von O2 und E-Plus entscheiden. Viele fürchten drastische Preissteigerungen. Doch die Mobilfunkanbieter wiegeln ab.
Preisanstieg nach Fusion in Österreich
Die Alpenrepublik gilt als Präzedenzfall. Der Zusammenschluss von Hutchison und Orange hatte hier zu einem Anstieg der Preise bis zu 70 Prozent zur Folge. Ähnliches befürchten die Kritiker der O2 Übernahme nun auch in Deutschland. Genaueres wird man wohl erst erfahren, nachdem die EU-Kommission im Juni ihre Entscheidung bekannt gegeben hat. Fakt ist, das bei einer Genehmigung der Markt in Deutschland von etwa 3 gleich großen Mobilfunkunternehmen beherrscht würde. Auf Anfragen bei den Unternehmen beteuern alle, Telefonica vornweg: Niemand hat die Absicht die Preise zu erhöhen.
Aktuelle Anzeichen, die den Kritikern recht geben könnten, sind natürlich nur reine Zufälle. Diese haben in keinster Weise mit dem geplanten Zusammenschluss von O2 und E-Plus zu tun. Gestiegene Preise für Gespräche ins Ausland bei der E-Plus Tochter blau.de haben natürlich andere Gründe. Die Erhöhung der Preise für Datenupgrades bei Vodafone sind einzig dem gestiegenen Investitionsbedarf beim dunkelroten Riesen geschuldet. Dies passiert zwar nun schon zum zweiten mal innerhalb ein paar Monaten, aber die Ausbaukosten sind eben immens hoch. Und der kürzlich eingeführte Allnet-Flat Premium Tarif von Telefonica Deutschland für 79,99€ richtet sich ausschließlich an einen erlesenen, anspruchsvollen Kundenkreis.
Natürlich sind das ganz normale Preisbewegungen, die mit der geplanten Fusion absolut nichts zu tun haben. Bestes Beispiel: E-Plus gab erst kürzlich kostenfrei für alle seine Kunden LTE frei. Und das mit der vollen Geschwindigkeit, unabhängig vom gewählten Tarif. Zwar steht im Kleingedruckten vorerst bis Juni, aber niemand zweifelt das Telefonica als neuer Eigentümer diese wohlwollende Geste weiter fortführen wird.
Der einzige der sich auf die Fusion zu freuen scheint ist die deutsche Bundesnetzagentur. Mal angenommen, Norbert Blüm wäre deren Pressesprecher, so könnten wir uns auf vollmundige Aussagen wie „Eins ist sicher, die stabilen Mobilfunkpreise“ in allen Medien freuen. Aber er ist es leider nicht. Freuen tut sich die Netzagentur aber bereits auf die Erlöse der eilige geplanten Neuversteigerung der Mobilfunklizenzen. Grund hierfür ist natürlich die geplante Fusion. Na ja, sollte sie nicht genehmigt werden, versteigert man eben trotzdem. Und Versteigerungen sind außerdem bekannt dafür, die Mobilfunkkonzerne in ihrem bestreben zu unterstützen, günstige Preise für den Endverbraucher zu realisieren.
Es ist schon alles in die Wege geleitet. Der Zug rollt und lässt sich nicht mehr stoppen. Die Einnahmen aus den Versteigerungserlösen sind auch schon fest verplant. Ein erwähnenswerter Teil kommt übrigens der mit Breitbandinternet unterversorgten Bevölkerung zu gute. Hat zwar nichts direkt mit Mobilfunk zu tun, aber mit Kommunikation irgendwie schon. Mit den Erlösen soll zeitnah ein Katalog erstellt werden, wo jeder unterversorgte Bürger ermitteln kann, in welchen Ort und welche Straße er umziehen muss, um eine bestimmte Internetbandbreite zu bekommen.
Die Netzagentur hat sich bewusst für diesen Katalog entschieden, weil die viel effizienter sei, als teure Förderprogramme, die nur einem Bruchteil der unterversorgten Bevölkerung zu gute kommen. Von dem Breitbandkatalog hat jeder etwas. Und die übriggebliebenen Gelder aus der Auktion können so der Staatskasse der großen Koalition zur Verfügung gestellt werden, um ihr ehrgeiziges Projekt der abschlagsfreien Frühpensionierung von Abgeordneten voranzutreiben.